„Cholesterin – der große Bluff“ Wahrheit oder Lüge?

Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) geht mit dem deutsch-französischen Fernsehkanal ARTE hart ins Gericht, nachdem der Sender seinen Beitrag aus dem Vorjahr „Cholesterin – der große Bluff“ zur besten Sendezeit ausgestrahlt hat.

Wie gefährlich ist Cholesterin für Herzpatienten?

Wenn von Zeit zu Zeit Presse-Beiträge zum Thema Cholesterin kursieren, häufen sich in der Herzstiftungs-Sprechstunde meist schnell die Rückfragen beunruhigter Herzpatienten, z. B. ob Cholesterin-Senker tatsächlich unsinnig sind und besser abgesetzt werden sollten? Um sich nicht erheblichen Schaden zuzufügen, warnt die Herzstiftung jedoch davor, zweifelhaften Behauptungen leichtfertig Glauben zu schenken und Medikamente auf eigene Faust abzusetzen, wie in der folgenden Sprechstunden-Antwort ausführlich erläutert wird.

Ja, hohes Cholesterin ist ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Krankheiten.

Das ergibt sich nicht nur aus einer Vielzahl wissenschaftlicher Studien, sondern auch aus der Erfahrung mit Patienten, die von einer angeborenen Hypercholesterinämie betroffen sind. Diese Patienten haben genetisch bedingt ein sehr hohes LDL-Cholesterin (über 190 mg/dl) und damit ein extrem hohes Infarktrisiko.
Wenn Patienten in solch einem Fall die Anlage für hohes Cholesterin von beiden Elternteilen geerbt haben, sterben sie – sofern die Erkrankung nicht erkannt und nicht behandelt wird – schon als Jugendliche am Herzinfarkt. Haben sie die Anlage nur von einem Elternteil, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie bereits zwischen 30 und 40 Jahren einen Herzinfarkt erleiden.

Nicht immer sind Medikamente erforderlich.

Anders verhält es sich, wenn das erhöhte LDL deutlich unter 190 mg/dl liegt. Dann hängt die Gefährlichkeit davon ab, ob zusätzliche Risikofaktoren vorliegen:
Menschen im Alter zwischen 40 und 50 Jahren, die z. B. ein LDL-Cholesterin von 145 mg/dl haben, aber sonst keinerlei Risikofaktoren aufweisen, brauchen nichts anderes zu tun, als gesund zu leben, und müssen keine Cholesterin-Senker einnehmen.
Beim Vorliegen zusätzlicher Risikofaktoren, z. B. Bluthochdruck, Rauchen oder Diabetes, steigt das Risiko massiv an (exponentiell). Auch hier ist der Lebensstil wichtig, aber man kommt um Medikamente nicht herum, wenn man das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall senken will. Das ist das Einsatzgebiet der Statine, mit denen der LDL-Cholesterinspiegel bei ausgeprägten Risikofaktoren unter 100 mg/dl, bei koronarer Herzkrankheit, nach Infarkt und bei Diabetes möglichst unter 70 mg/dl gesenkt werden sollte.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Die wichtigsten Nebenwirkungen von Statinen sind Muskelbeschwerden, die sich allerdings mit einer durchdachten Medikamenten-Umstellung oft gut in den Griff kriegen lassen. In sehr seltenen Fällen kann es zur Rhabdomyolyse (Auflösung quergestreifter Muskelfasern) kommen, die sich durch eine deutliche Erhöhung der Muskelenzyme Creatin-Kinase (CK) ankündigt.
Dafür, dass durch Statine Alzheimer entsteht, gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg. Im Gegenteil, da Statine das Risiko für Durchblutungsstörungen im Gehirn vermindern, wirken sie auch gegen Demenz.
Das Risiko unter Statinen einen Diabetes mellitus zu entwickeln, ist zwar minimal erhöht, aber der Nutzen der Statine überwiegt dieses Risiko. Eine wichtige Information ist dabei, dass sich Statine gerade bei Diabetikern als besonders wirksam zur Verhütung von Herzinfarkten herausgestellt haben.

Abschließende Bewertung: Wenn Sie als KHK-Patient das Ihnen verordnete Statin absetzen, können Sie sich selbst erheblichen Schaden zufügen. Wichtig zu wissen ist in diesem Zusammenhang, dass Statine nicht nur den LDL-Cholesterinspiegel senken, sondern in Ihren Gefäßen auch die Plaques stabilisieren, durch deren Aufbrechen ein Herzinfarkt entstehen kann.

Wann ist der Cholesterinwert zu hoch?

Ein normaler Wert von gesunden Menschen liegt bei 200 bis 220 Milligramm pro Deziliter Blut (mg/dl). Liegt er darüber, gilt er allgemein als zu hoch. Dann sollte eine genauere Untersuchung beim Arzt erfolgen. Dieser kann den LDL- und den HDL-Cholesterinwert genau bestimmen.

Warum Cholesterin zu hoch?

Ein erhöhter Cholesterinspiegel ist ein wesentlicher Risikofaktor für Bluthochdruck, Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall. Die meistverbreiteten Ursachen für erhöhte Cholesterinwerte sind fettreiche Ernährung und Übergewicht. Je höher der Lipidanteil ist, umso schädlicher ist die Cholesterin-Verbindung.

Diese Lebensmittel fördern Cholesterin-Ablagerungen in den Gefäßen:

Butter: schon 20 Gramm zum Frühstück decken die täglich erlaubte Menge an gesättigten Fettsäuren. Ähnliches gilt für Sahne oder Schmand.
Käse: je höher der Fettgehalt, umso riskanter. Nur der Käsetyp „Harzer“ ist frei von gesättigten Fettsäuren.
Schweinefleisch: generell fettreich und damit auch reich an gesättigten Fettsäuren. Essen Sie nicht öfter als zwei- oder dreimal Fleisch oder Wurst pro Woche.
Innereien: Leber und Niere sind reich an Cholesterin.
Krusten-, Schalentiere: Meeresfrüchte enthalten viel Cholesterin, sind dafür aber „mager“.
(Ehemals) Hühnerei: enthält besonders viel Cholesterin, aber wenig Fett. Und vor allem: Eier erhöhen nicht den Cholesterinspiegel.

Roter Reis ist kein Red Rice
Reis mit rotem Korn oder roter Schale ist eine Spezialität für die Gourmetküche ohne medizinische Wirkung. Wenn roter Reis (Red Rice) als Cholesterinsenker genannt wird, ist von rot fermentiertem Reis oder Rotschimmelreis die Rede. Er spielt in der Traditionellen Chinesischen Medizin eine wichtige Rolle und ist bei uns als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. Der Wirkstoff Monakolin K ist derselbe wie im Cholesterinsenker Lovastin, dem ersten zur Regulierung des Fettstoffwechsels zugelassenen Statin (1989). Red Rice hat daher vermutlich die gleiche Wirkung, aber auch ähnliche Neben- und Wechselwirkungen wie Statine. Allerdings gibt es für Nahrungsergänzungsmittel keinen standardisierten Wirkstoffgehalt und vor allem keine ärztliche Kontrolle. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) warnt vor unabwägbaren Risiken.

Diese Lebensmittel schützen die Gefäße:

Äpfel & Birnen: Der Ballaststoff Pektin wirkt als Cholesterin-Senker. Generell sind Ballaststoffe in Obst und Gemüse wichtige Gefäßschützer. Sie binden bei der Verdauung Cholesterin und tragen so dazu bei, dass der Körper weniger Blutfette aufnimmt.
Haferflocken: Der enthaltene Pflanzenstoff beta-Glucan senkt schädliches LDL-Cholesterin.
Hülsenfrüchte: Saponine binden Cholesterin, am meisten leisten Kichererbsen.
Ingwer: Gingerole verwandeln Cholesterin in Gallensäure – zwei Gramm täglich genügen.
Knoblauch: Das Würzgemüse soll vorhandene Plaques in den Arterien reduzieren können. Sicher ist, dass Allinin in Knoblauch, Zwiebeln und Lauch das LDL-Cholesterin senkt.
Nüsse: Täglich eine Handvoll Nüsse oder Mandeln senkt den Blutfettspiegel. Sie verhindern vermutlich die Aufnahme von Cholesterin. Die Nuss-Sorte spielt keine Rolle. Die Kerne dürfen aber nicht mit Salz, Karamell oder Schokolade überzogen sein.
Pflanzenöle: Sie bestehen überwiegend aus ungesättigten Fettsäuren (außer: Palmöl) und senken den Cholesterinspiegel. Besonders Rapsöl hat ein optimales Verhältnis von ein- und mehrfach ungesättigten Fettsäuren.
Schokolade: Mit 85 Prozent Kakaoanteil wird Schokolade zum Cholesterinsenker und steigert dabei den „guten“ HDL-Anteil im Gesamtcholesterin.
Seefisch: Fetter Fisch aus dem Meer (Lachs, Makrele, Hering) ist reich an Omega-3-Fettsäuren. Diese reduzieren Triglyceride.
Soja: Pflanzliche Sterine senken den Cholesterinspiegel. Täglich 0,75 Liter Sojamilch sollen ihn um fünf Prozent senken.
Tomaten: Der Pflanzenstoff Lycopin verhindert, dass sich Cholesterin an die Gefäßwand heftet.

 

 

 

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